2023-09-27
In den facettenreichen Tiefen meiner abenteuerlichen Physiotherapie-Karriere, präziser während meiner prägenden Zeit als leitender Physio im beschaulichen Dinslaken, wurde ich Zeuge eines unvergesslichen Highlights. Ein Ereignis, das für immer seine Spuren in den Geschichtsbüchern der Krankenhäuser hinterlassen sollte - und ich spreche hier keineswegs von revolutionären Therapieansätzen oder medizinischen Meilensteinen!
Jährlich erstrahlte die Klausurtagung in der „katholischen Akademie die Wolfsburg“ in Mülheim an der Ruhr. Ein Bild für die Götter: Die gesamte medizinische Elite des Krankenhauses, ein Konglomerat von Wissen und Erfahrung, vereint an einem Ort. Und ich? Ich, der Quell amüsanter Unterhaltung, wurde zur Gestaltung einer „aktiven Pause“ herangezogen. Einfaches Spiel, sinnierte ich. Was könnte schon schief laufen?
Freitagabend. Die legendäre Soiree. Chefarzt Dr. Müller, mit der Krawatte rebellisch als Stirnband drapiert, und Schwester Petra (Namen frei erfunden) in einem verzweifelten Versuch, Tisch-Tanzen zu meistern – die Atmosphäre brodelte! Und ich? Ich befand mich im Herzen des Geschehens und erfüllte meine zugewiesene Rolle mit Bravour. Den Sonnenuntergang erlebte ich in diesem Zustand allerdings definitiv nicht.
Der nächste Morgen warf seine Schatten voraus. Der Wecker schrillte erbarmungslos, und ich fühlte mich wie ein leidgeprüfter Proband meiner eigenen anstrengenden Physio-Experimente. Frühstück? Nur eine unwichtige Nebensächlichkeit.
Wie ein Phantom huschte ich in den Hörsaal, in ständiger Hoffnung, im Schutz der letzten Reihe zu verschwinden und den Tag irgendwie zu überstehen. Aber es gibt Augenblicke im Leben, denen man einfach nicht entkommen kann. Der Moderator, dieser „charismatische“ Kerl, mahnte mich, dass die „aktive Pause“ kurz bevorstand.
Mit einem krummen Lächeln und einer Motorik, die einem betrunkenen Flamingo glich, präsentierte ich mich vor der versammelten Elite. Mein Anliegen: Alle zu einer „vergnügten“ Sporteinheit zu animieren. Die Begeisterung war, diplomatisch ausgedrückt, zurückhaltend.
Der Applaus glich mehr einem höflichen Klopfen, doch für mich war es der Oscar für die beste Nebenrolle eines Physiotherapeuten im Rausch. Aber das eigentliche Sahnehäubchen kam noch. Mein Sitznachbar, wohl der Einzige, der mehr belustigt als besorgt war, lehnte sich zu mir und zischte: „Dir ist schon klar, dass dein ‘Kuhstall’ die ganze Zeit offen war?“.
Ja, werte Leser, manchmal entfacht die Physiotherapie mehr als nur muskulären Unmut. Gelegentlich provoziert sie Lacher, hochrote Gesichter und die Erleuchtung, dass das Auslassen des Frühstücks vielleicht doch eine schlechte Idee war.
Beste Grüße
Stephan
Stephan - 23:39:26 @ Wahre Begebenheiten
|
Kommentar hinzufügen